Rotkralle/ Himmelsjunges:
Pfotenschritte, leise und kaum hörbar, liesen Rotkralle zusammenzucken. War da jemand? Schnell zog Rotkralle mit seinem Schweif die beiden Junge an seine Seite. Sie hatten, während ihre Clan-Mitglieder das Lager veteidigt hatten, vor dessen Eingang Schutz gesucht, um keinesfalls in einen aussichtslosen Kampf mit dem gewaltigen Eindringling zu geraten. Schnell wie der Wind waren sie gerannt und versteckten sich nun seit dem Morgengrauen in den dichten Sträuchern, die unterhalb der Hochfelsen lagen.
Mittlerweile verschwand die Sonne am Horizont, die Wolken wechselten ihre Farbe und nahmen einen zunächst rötlichen, dann tiefblauen, Farbton an. Auch der Rest des Hochlandes verschmolz allmälich mit dem düsterem Himmel, allein die Umrisse der Umgebung verschaffte dem Ältesten einen, wenn auch ungefähren, Orientierungssinn. Dunkelheit senkte sich über die Katzen, dessen Fell von den Dornen des Gestrüpps zerfetzt waren. Himmelsjunges und Federjunges blickten müde zu Rotkralle auf, der sich vorsichtig umschaute. Schmutz hatte sich in dem einst strahlend weißem Fell der Kleinen verfangen, sodass die Beiden aussahen, als ob sie ihre Spielstunden in einer Schlammpfütze abgehalten hätten. Seufzend erinnerte sich Himmelsjunges an die Wärme der Kinderstube, als Rotkralle sich hastig duckte und ihnen mit einem Schwanzzucken deutete, es ihm nachzumachen. Federjunges und Himmelsjunges wechselten einen überraschten Blick, doch sie taten wie befohlen und kauerten sich auf dem staubigen Untergrund nieder. Im selben Moment vernahm auch Himmelsjunges die gedämpften Pfotenschritte. Der Geruch einer Katze wurde ihnen mit dem Wind entgegen geweht, doch dank der Tatsche, dass sie ihre Nasen zur Tarnung in den Untergrund pressen mussten, war es den Dreien nicht möglich die Clanzugehörigkeit des Fremdlings auszumachen.
"Hört zu.", wisperte Rotkralle ihnen mit einem Zucken der Schnurrhaare fast lautlos zu, "Ich bin mir nicht sicher ob diese Katze zum Himmelsclan gehört, aber die Grenze zum Sandclan ist nicht weit. Daher werde ich vorsichtshalber angreifen. Ihr bleibt hier und rührt euch nicht von der Stelle, habt ihr verstanden? Wir wissen nicht ob der Eindringling noch im Lager ist, aber notfalls kehrt ihr sofort in das Lager zurück. Keine Sorge,schließlich lässt sich unser Clan doch nicht von einem fetten Dachs besiegen!"
Angespannt bohrte er die Krallen in ein kleines Rindestück unter seinen Pfoten. Himmelsjunges und Federjunges wollten zunächst protestieren, doch Rotkralles Blick duldete keinen Widerspruch, sodass die Beiden letztendlich im stummen Einverständnis nickten.
Besorgt verfolgten sie seine Bewegungen, als er sich geschickt aus dem dichten Sträuchern wandt und mit gespitzten Ohren nach dem Verursacher des Geräusch umschaute, das allmählich lauter wurde. Einen Herzschlag lang verharrte der Älteste auf der Stelle, seine Augen blitzten im Mondschein auf der Suche nach seinem Gegener. Dann, mit einem lautem Knurren, stürzte er sich auf die gebückte Gestalt, die unmittelbar vor den Dornensträuchern aufgetaucht war. Kampfschreie zerissen die nächtliche Stille, übertonten das Zirpen der Grillen und liesen die Jungen in ihrem Versteck erzittern. Mit vor Angst gesträubtem Fell beobachteten sie, wie Rotkralle mit der Katze rang. Mittlerweile erkannte man am Geruch des Fremdlings, dass es sich um eine weibliche Katze handelte. Blitzschnell wich die Katze Rotkralles Schlägen aus, verpassten ihm einen raschen Pfotenhieb oder einen gut gezielten Nackenbiss, bevor dieser mit seinen scharfen Krallen konterte. Die Beiden schienen sich ebenbürtig zu sein, als plötzlich ein Mondstrahl die dichte Wolkendecke durchbrach und Licht auf die Gegenerin warf. Vor Überraschung blieb Rotralle das Knurren in der Kehle stecken. Auch Himmelsjunges und Federjunges stießen ein Mauzen aus, halb erstaunt, halb erfreut, angesicht dem, was sich ihnen gerade offenbart hatte. Bei der fremden Katze handelte es sich um Diamantsplitter.